Pressemitteilung zum homofeindlichen Übergriff im April 2015 in Freiburg
Homophobie? Doch nicht in Freiburg!
Zwei gesplitterte Backenzähne, ein gebrochener Orbitalknochen, eine gebrochene Nase und eine Platzwunde. Die Konsequenzen eines gleichgeschlechtlichen Kusses im Zentrum Freiburgs. Der Preis dafür, dass ein Mann seinen Freund geküsst hat. Und wieder einmal ein homofeindlicher Übergriff in Freiburg. Leider gehören Ausgrenzung und Gewalt auch in Freiburg zum Erfahrungshorizont vieler Homosexueller. Als ob das neu wäre…
Homofeindliche Gewalt in einer Stadt, die sich so gerne mit dem Label der Toleranz und alternativem Lifestyle schmückt. Leider ist die geschehene Gewalt überhaupt nicht neu. Neu ist nur, dass der Vorfall von vergangener Woche medial aufgearbeitet wurde. Queer.de und die Badische Zeitung berichteten.
Ein Mann küsst einen Mann. Eine Frau küsst eine Frau. In der Innenstadt Freiburgs.
Pfiffe und blöde Kommentare sind hier üblicherweise zu erwarten – “bestenfalls”. Doch wie sollen wir mit diesem feindseligen Normalzustand umgehen? Sollen wir froh sein, wenn “nur” Beleidigungen oder Pfiffe kommen? Sollen wir froh sein, wenn die Angriffe “nur” verbal bleiben? Sollen wir froh sein, wenn wir nicht krankenhausreif geschlagen werden? Es reicht!
Wir sind traurig darüber, dass es offenbar nicht für alle Menschen in Freiburg möglich ist Liebe und Zuneigung für einen anderen auch im öffentlichen Raum zeigen zu können. Wir sind traurig darüber, dass die Heteronorm offenbar darüber bestimmt wer sich in der Öffentlichkeit küssen darf und wer nicht. Wir sind immer wieder fassungslos, dass Ablehnung und Hass wieder zunehmend in Gewalt übergehen. Und wir sind wütend darüber, dass homofeindliche Gewalt von stillschweigenden Mehrheiten geduldet wird. Es gibt keinen Grund für Homophobie und schon überhaupt keine Legitimation für Gewalt. Wir fordern alle Menschen auf bei homofeindlicher Gewalt nicht länger wegzuschauen. Mischt euch ein und wehrt euch gegen Ausgrenzung und Übergriffe. Wir fordern alle Club- und Barbetreiber*innen auf, diskriminierendes Verhalten nicht länger zu dulden und Farbe zu bekennen.
Dies ist auch ein Aufruf an alle Menschen die nicht der Heteronorm entsprechen; an alle Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*sexuelle, Transgender, Intersexuelle und Queere. Lasst euch durch Beleidigungen und Übergriffe nicht einschüchtern! Lebt eure Liebe und euer Leben!
Wir müssen uns nicht verstecken. Und wir dürfen uns nicht verstecken. Wenn Übergriffe den Effekt haben, dass wir uns nur noch im Verborgenen treffen, dass wir uns nur noch hinter verschlossenen Türen küssen, dann haben die Reaktionären ihr Ziel erreicht. Zeigt euch!!! Jeder Kuss ist ein Zeichen für die Liebe! Zusammen sind wir stark. Gegen Homo- und Trans*feindlichkeit.
Diskriminierung stoppen.
Ausgrenzung beenden.
Gewalt verhindern.
Liebe leben.