Stellungnahme zu den Behauptungen des LSVD und IG CSD Stuttgart

Stellungnahme zu den Behauptungen des LSVD und IG CSD Stuttgart

Stellungnahme des CSD Freiburg zu den Behauptungen des Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Baden-Württemberg und der IG CSD Stuttgart (CSD-Orga)

Zwei Tage vor dem Freiburger CSD haben wir eigentlich anderes zu tun, als uns damit zu beschäftigen, welche Einzelgruppierungen aus welchen Gründen nicht am CSD teilnehmen.

Die Behauptungen vom LSVD Baden-Württemberg und der Orga des CSD Stuttgart wollen und können wir dann doch nicht unkommentiert stehen lassen.

Beide genannten Verbände sind „entsetzt“ darüber, dass wir als CSD Freiburg das Logo der „Antifaschistischen Aktion“ verwenden, um uns klar gegen Faschismus zu positionieren. Es ist schon erstaunlich, dass sowohl LSVD als auch die Verantwortlichen des CSD Stuttgart sich ernsthaft aufgrund unserer antifaschistischen Symbolik entsetzt zeigen, während sich bundes- und weltweit ein rechter Rollback vollzieht; bzw. während in Deutschland eine rechtsextreme Partei in Umfragen bei über 20% steht, im Nachbarland Polen LGBT-freie Zonen errichtet werden oder in Italien eine faschistische Partei regiert, um nur wenige Beispiele zu nennen.

In Anbetracht der Tatsache, dass wir als queere Community weltweit zunehmend von Rechts bedroht und angegriffen werden, empfinden wir die Position von LSVD und dem Stuttgarter CSD als äußerst besorgniserregend und gefährlich.

Wenn der LSVD Baden-Württemberg sich, wie beschrieben, für Kindeswohl engagiert, sollte es doch das ureigenste Interesse sein, sich mit allen Kräften dafür einzusetzen, dass kein Kind mehr unter Faschismus leiden muss. Um eine Zukunft sicher zu stellen, in der alle Kinder sich frei entfalten können, ist es doch unerlässlich sich ganz klar antifaschistisch zu positionieren.

„Nie wieder Faschismus“ sind wir den Betroffenen und Widerstandskämpfer*innen der Vergangenheit schuldig.

Und „Nie wieder Faschismus“ ist unsere Verantwortung als erwachsene, politisch handelnde Menschen für die Zukunft!

Antifaschismus ist für uns als CSD Freiburg eine grundsolide Haltung, die alle Menschen haben sollten, die den Faschismus ablehnen. Antifaschismus ist für uns nicht linksradikal und hat auch nichts mit Randale und Sachbeschädigungen zu tun.

Dass uns der LSVD Baden-Württemberg vorwirft, dass wir „offen für Linksradikalismus (werben)(…) oder im direkten Zusammenhang mit gewaltbereiten Gruppierungen“ stehen ist eine Unverschämtheit!

Wir fragen uns mit welchem politischen Interesse der LSVD Baden-Württemberg derart über das Ziel hinausschießt und offenbar jeden Bezug zur Realität verloren hat.

Alle, die in den vergangenen 10 Jahren beim CSD in Freiburg dabei waren, wissen, was für ein friedliches und buntes Fest der CSD hier ist.

Da auch der LSVD Baden-Württemberg in den vergangenen Jahren beim CSD in Freiburg dabei war, dürfte dem Verband nicht entgangen sein, dass wir uns seit Anbeginn ganz klar und deutlich antifaschistisch positioniert haben. Und unser Erfolg gibt uns Recht, was auch die stetig wachsende Zahl an Teilnehmenden zeigt.

Das Symbol der „Antifaschistischen Aktion“ ist seit den 30er Jahren ein Zeichen für die Einheit im Kampf gegen den Faschismus. Dass es angesichts der politischen Entwicklungen heute wieder wichtiger denn je scheint, sich antifaschistisch zu positionieren, muss auch ein Anliegen der queeren Community sein.

Dass Detlef Raasch, als Vorsitzender der IG CSD Stuttgart, jede Art des Radikalismus strikt ablehnt und damit offensichtlich antifaschistische Symbolik meint, ist sehr traurig, wenn wir uns die realen Bedrohungen und Angriffe auf unsere Community durch rechte und religiöse Fanatiker*innen ansehen.

Dass Raasch vom CSD Stuttgart vor seiner Positionierung das Gespräch mit dem Freiburger CSD gesucht hat, wie in der Stellungnahme des LSVD behauptet, ist schlichtweg falsch. Ein derartiges Gespräch hat es nie gegeben.

Abschließend wird uns als CSD Freiburg vorgeworfen, dass wir mit unserer antifaschistischen Symbolik „rechtsextreme Gruppierungen erst recht locken“  würden.

Lieber LSVD Baden-Württemberg, lieber CSD Stuttgart, ist euch ernsthaft entgangen, wieviele queerfeindliche Übergriffe und Angriffe auf Prides es seit Jahren gibt; und zwar auch im Umfeld von CSDs, die sich nicht explizit antifaschistisch positioniert haben???

Und kann es ernsthaft die Lösung sein, sich als queerer Mensch aus Angst vor Einschüchterung durch Rechtsextreme wieder zu verstecken?

Schließlich hätte es Stonewall ohne queere Wehrhaftigkeit nicht gegeben!

Mit einem Blick auf die Geschichte und Gegenwart der queeren Community sind wir es der Zukunft schuldig, HIER und JETZT für den Antifaschismus einzustehen.

Der Text des LSVD Baden-Württemberg und der IG CSD-Stuttgart ist populistisch, unverschämt und in Teilen einfach unwahr.

Wir fragen uns deshalb, welches Interesse die beiden Akteur*innen mit diesem Frontalangriff verfolgen?

In diesem Sinne queere und antifaschistische Grüße aus Freiburg,

eure CSD-Orga

Link zur Stellungnahme des LSVD Baden-Württemberg:

https://ba-wue.lsvd.de/2023/06/21/warum-wir-zusammen-mit-der-ig-csd-stuttgart-dieses-jahr-nicht-am-csd-freiburg-teilnehmen/

https://www.facebook.com/100064249167128/posts/pfbid02AEdTkys1kvkMG4UdLtzwPVb9vtVQRYY52sgLeAe9V9BYrispWD4Vsb5JG14BUkxml/